FIERCE RUN FORCE by Steffi Platt

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DIE DUNKLE JAHRESZEIT & IHRE HERAUSFORDERUNGEN

📸 Lilla HIepen

Laufen im Dunkeln

Was macht diese Jahreszeit also zur besonderen Herausforderungen für uns Läuferinnen*?

1. Dunkelheit
2. Sicherheit
3. Wetter- und Untergrundbedingungen 

Jedes Jahr aufs Neue werden die Tage kürzer und damit bleiben sie länger dunkel. Wir stehen im Dunklen auf und machen im Dunklen Feierabend.

Welche Herausforderungen stellen sich uns nun? Welche Fragen stellen wir uns, wenn wir loslaufen? Was heißt das für uns Frauen*? Frauen*, die zum Teil Mütter sind, die berufstätig sind und die grundsätzlich einen sehr vollen Alltag haben.

Für uns ist es nicht einfach, das eigene Training mit Leichtigkeit im Alltag unterzubringen. Es gibt etliche Hürden, die sich uns in den Weg stellen, wenn wir Laufen gehen wollen, um unseren Kopf frei zu kriegen. Denn für viele von uns ist Laufen das Ventil, das wir brauchen, um genau diese Gedanken hinter uns zu lassen. Doch scheint die Vorbereitung unseren Kopf zu überfüllen. Es erfordert also in der Regel sehr viel Planung, viele Gedanken und Unsicherheiten, die dann auch in Enttäuschung münden können.

📸 Nina Mertes

Warum? Weil uns oftmals nur der Feierabend oder die frühen Morgenstunden zum Laufen bleiben. Bleiben wir beim Feierabend-Run: Bereits auf dem Heimweg freuen wir uns auf die Bewegung, gleichzeitig grübeln wir. Oft sind diese Gedanken auch schon über den Tag hinweg ein ständiger Begleiter. Vielleicht haben wir zwischendurch versucht, noch jemand als Begleitung zu mobilisieren, weil wir nicht alleine laufen wollen. Weil wir immer dieses eine Gefühl der Unsicherheit in uns tragen, wenn der Herbst und Winter hereinbrechen.

Manchmal sprechen wir darüber, oft machen wir es aber mit uns selbst aus und wollen anderen damit nicht zur Last fallen, gerade wenn es darum geht, dass wir jemanden als Begleitung motivieren wollen. Auch wenn es uns gelungen ist, andere zum Laufen zu finden, gibt es da diese Überraschungsmomente: wir kommen nach Hause, sind immer noch hoch motiviert, uns für den Lauf fertig zu machen und dann kommt die Absage. Was nun? Wenn wir zu der Sorte gehören, die eh schon grundsätzlich nur in Begleitung im Dunklen laufen, heißt das leider: kein Lauf für uns!

📸Anne Papenfuß

Was bedeutet es für uns in Begleitung oder einer Gruppe zu laufen? Sicherheit!

Gerade mit männlicher Begleitung fühlen wir uns nochmal sicherer, weil wir aus Erfahrung wissen, dass uns dann einige Situationen erspart bleiben, wie zum Beispiel Catcalling. Denn davor sind wir auch als Gruppe von Frauen* nicht gefeit.

Umso wichtiger ist es uns bei FRF, dass wir genau diese Gespräche führen und lernen, wir sind damit nicht alleine und dass wir in der Gruppe auf dem Track zumindest ein besseres Gefühl haben. Wir teilen die gleichen Sorgen, Ängste, Bedenken und Unsicherheit.

Das Unwohlsein breitet sich aus wie ein Lauffeuer und wir spüren es in jeder Faser unseres Körpers. Es lässt uns besonders wachsam sein, gelegentlich verunsichert nach hinten oder musternd nach vorne blicken, um entgegenkommende Personen rechtzeitig zu identifizieren. Weil wir instinktiv versuchen herauszufinden, ob von der Person, die uns entgegenkommt oder ggf. auch verfolgt, eine Gefahr ausgeht.

Häufig ist die Sicht eingeschränkt. Es ist spärlich beleuchtet, manchmal nebelig, Gesichter verschmelzen mit Kapuzen. Es durchfährt uns eine Wärme, Anspannung und alle Alarmglocken gehen an - bis wir die Person ganz nah vor uns einstufen können. Neben dieser mentalen und körperlichen Anspannung, die uns bei solchen Läufen begleitet, spielen auch die äußeren Gegebenheit wie Witterung, Temperaturen und Untergrund eine zentrale Rolle bei den Vorbereitungen für den Lauf in der Dunkelheit. Herbst und Winter bedeuten häufig: nasser Untergrund, der mit Laub bedeckt ist und somit Rutsch- und Stolpergefahren birgt.

📸Lilla Hiepen

Achtung, Augen auf: Aufmerksam und achtsam laufen!

Das heißt sowohl die Geschwindigkeit, als auch die Laufschuhe an die Bedingungen anpassen. Denn wir sollten die flotten Race-Schuhe mit glatter Sohle eher im Schrank stehen lassen und gegen Laufschuhe mit Grip durch Profil in der Sohle eintauschen. Rutschige Sohlen können nämlich langfristig zu Verletzungen und Überlastungen der Muskulatur führen, geschweige denn von der Gefahr zu Stürzen. Geschwindigkeit reduzieren, wenn es die schlechte Sicht nicht hergibt und unebene Stellen und Löcher im Boden oder Hindernisse überraschend auftauchen können. Da ist grundsätzlich auch ein stabilerer Schuh besser geeignet.

Wer im Straßenverkehr abwechselnd als Läuferin, Rad- oder Autofahrerin unterwegs ist, kennt die nächste Problematik: Die Sichtbarkeit! Auch wenn wir im Winter eher dazu neigen uns gerne unauffällig in Schwarz zu kleiden, sollten wir es nicht! Je bunter, auffälliger und heller, desto besser! Wir wollen gesehen werden und am besten kann unsere Kleidung auch noch reflektieren, dann haben wir die Sicherheit um einiges maximiert. Sollte es uns doch wieder in die Natur ziehen, sind Stirnlampen oder kleine handliche Taschenlampen ein guter zusätzlicher Begleiter. Gerade Körperlampen eigenen sich, weil sie weder den Armschwung stören, noch den Laufstil unrund machen.

Das Schuhwerk, die Farbe und Effekte der Klamotte stehen! Was fehlt noch?

Die Anpassung an die Temperatur, denn es kann hin und wieder nicht nur nass, sondern auch ordentlich kalt werden. Reicht uns im Sommer eine enganliegende Short, ein gut sitzender Sport-BH & ein locker leichtes Shirt, neigen wir bei kalten Temperaturen schnell dazu, uns zu warm anzuziehen. Deshalb am besten auf das altbewährte Zwiebelschichten-System zurückgreifen. Wichtig dabei zu beachten: mit leichten Funktionsmaterialien arbeiten, damit der Rumpf warm bleibt und der Körper gleichzeitig noch die Möglichkeit hat, überschüssige Wärme abzutransportieren.

Wir wissen alle, dass wir in der Regel sehr schnell frieren, weil wir dünnhäutiger sind und häufig ein geringeren Muskelanteil als Männer haben, die ihnen als Zentralheizung dienen. Doch wenn wir das Haus zum Laufen verlassen, sollten wir es nicht übertreiben. Wir wollen nicht übermäßig schwitzen, sondern uns uneingeschränkt bewegen können. Die Formel lautet: Du solltest beim Verlassen der Haustür und die ersten 5 Minuten beim Lauf leicht frösteln, dann bist du startklar und das Schichtsystem kann seine volle Power beim Laufen entfalten.

Wenn es windet, regnet oder schneit, dann ist die oberste Schicht natürlich entscheiden und sollte atmungsaktiv bleiben, gleichzeitig aber winddicht, wasserabweisend oder sogar wasserfest sein.

Ratsam ist es außerdem, den Hals, Kopf und die Ohren warm zu halten. Beim Kopf sind Haare auf jeden Fall schon eine gute Basis, Stirnbänder halten außerdem Ohren warm und stehen Zöpfen nicht im Weg.

Da hat jede Läuferin* andere Vorlieben und Bedürfnisse. Genauso auch bei Handschuhen. Kalte Hände und Füße - wer kennt’s nicht. So sind wir auf jeden Fall gut eingepackt und hoffentlich auch in Zukunft sicherer unterwegs.

📸 Martha Rosch

Das Thema mit der Angst oder dem Unwohlsein beim Laufen - insbesondere im Dunkeln - bleibt natürlich. Denn auch im Hellen machen wir immer wieder die Erfahrungen, dass wir unangenehm und hämisch angefeuert werden oder wir uns Sprüche und Pfiffe anhören müssen.

Was wir dagegen tun können? AUFKLÄREN!

Es ist wichtig, dass wir uns klar machen, dass es nicht das Problem löst, indem wir es vermeiden. Solche Verhaltensweisen müssen angesprochen werden. Sie dürfen nicht mehr zur Normalität von Läuferinnen* und Frauen* gehören und zu unserem Problem gemacht werden.

Wir sollten uns nicht mehr mit großen erschrockenen Augen gegenseitig fragen müssen: Läufst du alleine im Dunkeln? Hast du dein Handy dabei? Bist du gut wieder angekommen?

Lasst uns neben den Tipps, die uns von Klein an gepredigt werden, gemeinsam neue sammeln und etablieren.

Sprecht doch diese Themen in gemischten Laufgruppen an und fragt nach: Was denken Läufer über diese Situationen? Was sind ihre Lösungsansätze?

Dann können wir im neuen Jahren gemeinsam bei unserem nächste FRF Talk darüber diskutieren, richtige Verhaltensweisen bestärken und Solidarität schaffen.