FIERCE RUN FORCE by Steffi Platt

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IWD RUN - BEWEGENDE FRAUEN, DIE UNS BEWEGEN

Geschrieben von FIERCE RUN FORCE

Clara Jaschke, Erika Hess, Käthe Kollwitz, Rosa Luxemburg. Alles Namen, die wir schonmal gehört oder gelesen haben - vielleicht sogar auf einem der Straßenschilder in Berlin, die zu Ehren dieser Frauen so benannt wurden.

Berlin zählt mehr als 10.000 Straßen. Ungefähr ein Drittel davon tragen die Namen berühmter Männer, aber gerade einmal 5% gedenken besondere Frauen unserer Zeitgeschichte. Im ehemaligen West-Berlin z.B. wurden meistens Schauspielerinnen ausgewählt und nur selten Frauen, die sich politisch engagiert haben. Deswegen findet man z.B. im östlichen Teil Berlins weitaus mehr Widerstandskämpferinnen. Sehr innovativ und transparent geht z.B. der Bezirk Tempelhof-Schöneberg mit der Thematik um. Hier wird eine Liste mit Frauennamen geführt, die für die (Um-)Benennung von Straßen in Frage kommen und online einsehbar ist. Außerdem wird die Zusendung weiterer Namensvorschläge eindeutig angeregt.
Der Bezirk Mitte hat sich Gleichberechtigung im Straßenbild zum Ziel gesetzt: Von 767 Straßen sind bisher nur 67 nach Frauen benannt. Der Stadtteil hat sich vorgenommen, solange neue Straßen nach Frauen zu benennen, bis ein Gleichstand erreicht wird (das sind aktuell 268!).

Zum Weltfrauentag am 8. März haben wir uns jetzt erstmal eine Laufroute entlang von Straßen und Denkmälern überlegt, die an starke weibliche Persönlichkeiten unserer Zeitgeschichte erinnern. Die Strecke könnt ihr Nachlaufen und euch dabei informieren: Dabei sind ganz unterschiedliche Standorte über die Stadt verteilt, mit mehr als 20 Frauen und Geschichten.

Die Routen sind kein Muss, du kannst dir auch eine eigene Route mit den Spots zusammenstellen und sie nachlaufen, gehen, radeln, alles ist erlaubt und mehr als gewünscht, dass wir so viele Menschen wie möglich am feministischen Kampftag mobilisieren, raus zu gehen und diesen Frauen die Ehre zu erweisen, in dem wir uns an sie erinnern.

Distanz: 19,83 km

Distanz: 24,03 km

Distanz: 19,14 km

Lerne die beeindruckenden Frauen und ihre Geschichten kennen, den Einfluss, den sie hatten und die Veränderungen, die sie vorangetriebenen haben.

SPOT: Gedenkstätte Berliner Mauer - Bernauer Str. 111, 13355 Berlin

Wer war Margot Friedländer?

Margot Friedländer ist als Tochter jüdischer Eltern 1921 zur Welt gekommen. Sie überlebte den Holocaust und den Krieg sowie das Konzentrationslager Theresienstadt, und bis heute als Zeitzeugin aktiv in der Aufklärung über den Nationalsozialismus und Holocaust.

Was hat sie bewegt?

‘’My past for your future.’’
‘’Sagt Eure Meinung! Seid wachsam! Seid Menschen!“


Margot Friedländers Eltern als auch ihr Bruder starben im Konzentrationslager - die letzten Worte ihrer Mutter zu ihr waren: ''Versuche, dein Leben zu machen.'' So tauchte sie im Alter von 21 Jahren unter und lebte 15 Monate im Untergrund. Der Gestapo entging Margot Friedländer einige Male nur knapp, bis sie im April 1944 verhaftet und kurze Zeit später nach Theresienstadt deportiert wurde. Dort lernte sie ihren zukünftigen Mann, Adolf Friedländer, kennen. Die beiden heirateten, nachdem sie den Holocaust überlebt hatten und wanderten in die USA aus. Nachdem ihr Mann starb, schrieb sie ihre Biografie "Versuche dein Leben zu machen - Als Jüdin versteckt in Berlin''. 2010 zog sie nach mehr als 60 Jahren zurück nach Berlin und ist bis heute (im November feierte sie ihren 99. Geburtstag) als Zeitzeugin aktiv und klärt vor allem Schüler*innen über den Holocaust und Nationalsozialismus auf. Zusammen mit der Schwarzkopf Stiftung wurde im Jahr 2014 zum ersten mal der "Margot-Friedländer-Preis" vergeben. Diese Auszeichnung soll Jugendliche dazu ermutigen, sich mit der Zeit des Nationalsozialismus, dem Holocaust und den Folgen dieser Zeit auseinanderzusetzen und sich gegen jede Form von Diskriminierung einzusetzen, egal ob aus antisemitischen, rassistischen oder anderen Gründen.

Prenzlauer Berg

SPOT: Ella-Kay-Str., 10405 Berlin

Wer war Ella Kay?

Ella Kay lebte von 1895 bis 1988. Sie war eine unverbesserliche Optimistin und engagierte Politikerin.

Was hat sie bewegt?

Elly Kay war davon überzeugt, dass es sich lohnt, ein Leben lang politisch zu arbeiten. Denn gesellschaftliche Veränderungen bedeuteten für sie Engagement, Einsatz und Mitarbeit - genau das bot ihr die Politik. Sie entwickelte neue Formen der Jugendarbeit und kämpfte für eine moderne Jugendhilfe. Zudem leistete sie Widerstand gegen das NS-Regime. Ihr Mitwirken in der AWO wurde mit der Marie-Juchacz-Plakette ausgezeichnet. Selbst nach 12 Jahren Amtsenthebung durch das NS-Regime blieb sie der Politik treu. Als Leiterin des Referats für Kindertagesstätten im Jugendamt studierte sie nebenher Fürsorge. Sie kam als Verwalterin des Hauptjugendamts zurück und wurde schließlich erste Senatorin für „Jugend & Sport“. Ebenso war sie die erste weibliche „Stadtälteste von Berlin“, die bis ins hohe Alter politisch aktiv blieb.

SPOT: Lilli-Henoch-Straße, 10405 Berlin

Wer war Lilli Hennoch?

Lilli Henoch lebte von 1899 bis 1942. Sie war ein weltbewegendes sportliches Multitalent - Sportlerin und Sport-Lehrende. Sie war nicht nur im Kugelstoßen, Diskuswurf, Weitsprung oder der 4-mal-100-Meter-Staffel herausragend, auch im Hockey- und Handball spiele sie in der deutschen Elite. Sie machte ihr Hobby zum Beruf. Dafür studierte sie Turnlehre & Orthopädie, übernahm beim BSC eine Führungsposition im Verein und leitet dort die Damenabteilung. Es folgte, durch den Nationalsozialismus, der Ausschloss aus dem bisherigen Verein, gleichzeitig aber auch der erfolgreiche Start im Jüdischen Turn- und Sportclub. Hier machte sie die Handball-Mannschaft zu den besten Deutschlands im jüdischen Sport. Bis 1941 unterrichtet sie als Turnlehrerin in Prenzlauer Berg

Was hat sie bewegt?

Mit ihren sportlichen Erfolgen bewegte sie den Sport, insbesondere die deutsche Frauen-Leichtathletik. Sie stieß damit eine Bewegung an, hin zur gesellschaftlichen Anerkennung und Emanzipation von Frauen im Sport. Bis eine Frau ihren ersten Marathon lief, dauerte es jedoch noch mehrere Jahrzehnte. Kathrine Switzer war die Frau, die so zusagen, in ihre Fußstapfen tritt und die volle Distanz 1967 finsihte.

SPOT: Olga-Benario-Prestes-Straße, Berlin

Wer war Olga Benario Prestes?

Olga Benario Prestes - 1908 geboren und in einer jüdischen Familie aufgewachsen - war eine deutsch-jüdische, kommunistische Widerstandskämpferin im Nationalsozialismus. Schon als junges Mädchen wurde sie politisch durch ihren Vater geprägt, der sich als Sozialdemokrat für Gerechtigkeit, vor allem für Bedürftige und Arbeitslose, einsetzte. Benario trat bereits mit 15 Jahren der kommunistischen Jugendbewegung bei und bemühte sich fortan für ihre Werte einzustehen und engagierte sich unter anderem in Berlin, Moskau und Rio De Janeiro bei antifaschistischen Bewegungen.

Was hat sie bewegt?

Schon als junges Mädchen trat sie der kommunistischen Jugendbewegung bei und stand fortan für ihre Werte ein - sie engagierte sich unter anderem in Berlin, Moskau und Rio De Janeiro bei antifaschistischen Bewegungen. Nach einem gescheiterten kommunistischen Putschversuch in Brasilien wurde Olga 1936 - gerade schwanger - verhaftet.

Nur wenige Monate später brachte sie im Frauengefängnis Barnimstraße ihre Tochter Anita Leocádia Prestes zur Welt. Bis zum Januar 1938 konnte sie bei ihr bleiben, wurde ihr aber dann von der Gestapo weggenommen und der Großmutter übergeben. Kurz darauf wurde Olga Benario Prestes in das Konzentrationslager Lichtenburg gebracht, danach in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück verlegt.

Getrennt von ihrer Tochter, versuchte sie dennoch stets ihre Humanität und ihren Mut zu behalten - und auch die anderen Frauen vor Ort zu unterstützen. 1942, Ende April, wurde Olga Benario Prestes in der Tötungsanstalt Bernburg vergast. Auch ihre Mutter und ihr Bruder wurde kurze Zeit später im KZ Theresienstadt bzw. KZ Auschwitz ermordet.

Noch heute steht Olga Benario Prestes als Leitfigur für starke Frauen während der Zeit des Holocausts. Neben der nach ihr benannten Straße in Prenzlauer Berg wird übrigens auch anderswo in Berlin an sie erinnert - mit einem Stolperstein vor ihrem Wohnhaus an der Innstraße 24 / Ecke Donaustraße in Neukölln.

SPOT: Kollwitzstraße 1, 10405 Berlin

Wer war Käthe Kollwitz?

Käthe Kollwitz lebte von 1867 bis 1945, davon 50 Jahre in Berlin Prenzlauer Berg. Sie war Grafikerin, Malerin sowie Bildhauerin und zwar eine der bedeutendsten des 20. Jahrhunderts. Die Stadt Berlin sieht sie als bewegende Persönlichkeit und hat daher ihr Grab auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in die Liste der Ehrengräber aufgenommen.

Was hat sie bewegt?

Sie hat sich zu Lebzeiten stark in der sozial demokratischen Partei für die Arbeiterschicht engagiert. Insbesondere durch ihre Kunst zeigte sie die positiven Momente des Lebens auf, machte jedoch auch auf politische Themen aufmerksam. Ihr Werk „Ein Weberaufstand“, inspiriert durch das Drama „Die Weber“ von Gerhart Hauptmann, wurde 1898 auf der Großen Berliner Kunstaustellung ausgestellt. Dieses machte, wie viele anderer Ihrer künstlerischen Werke, auf die Missstände wie bspw. die Hungersnot aufmerksam. Aus diesem Grund verweigerte ihr Kaiser Wilhelm II. eine Medaille im Rahmen der Ausstellung.

Käthe Kollwitz ist heute Namensgeberin für u.a. viele Schulen verteilt in ganz Deutschland. Zudem kann man in einigen Museen mehr über ihre Geschichte als auch ihre Kunst erfahren.

Museen wie: Käthe-Kollwitz-Museum Berlin, Fasanenstraße 24, 10719 Berlin
Käthe Kollwitz-Museum Köln, Neumarkt 18-24 / Neumarkt Passage, 50667 Köln

SPOT: Einsteinpark, 10409 Berlin

Wer war Mileva Maric?

Am 19. Dezember 1875 in Serbien geboren, ging Mileva Maric als einziges Mädchen an das Obergymnasium in Zagreb. Dort entwickelte Sie das Interesse an Mathematik und Physik, welches sie aufgrund hervorragender Leistungen in der Schweiz anfing zu studieren. Damit war sie die erste serbische Frau und eine der ersten Frauen, die in der Geschichte Mathematik und Physik studierte. Während ihrer Studienzeit lernte sie ihren späteren Ehemann Albert Einstein kennen.

Was hat sie bewegt?

Mileva Maric studierte viele Jahre zusammen mit Einstein und unterstütze ihn vermutlich in seiner Forschung. Die Frage ihres wissenschaftlichen Anteils an der entwickelten Relativitätstheorie bleibt für die Nachwelt unbeantwortet. Man weiß, dass sie zu dieser Zeit mit ihm gelebt hat und beide sich stets zu wissenschaftlichen Themen ausgetauscht haben. Da man ihren Anteil nicht bestimmen kann, wurde ihr keine offizielle Anerkennung dafür zugesprochen.

Einstein hat ihr das Preisgeld, welches er 1921 für den Nobelpreis in Physik erhalten hat, überlassen. Dies war auch eine der vereinbarten Bedingungen für die offizielle Scheidung im Jahr 1919. Weitere persönliche wissenschaftliche Erfolge gibt es von Mileva Maric nicht, da sie sich auf die Erziehung ihrer gemeinsamen Kinder fokussierte und ihre Karriere in den Schatten von Einstein stellte.

Wedding:

SPOT: Müllerstraße 185, 13353 Berlin | Sellerbrücke

Wer war Erika Heß?

Erika Heß (nicht zu verwechseln mit der erfolgreichen Schweizer Skirennfahrerin und mehrfachen Weltmeisterin Erika Heß) lebte von 1934 bis 1986. Sie war Bezirksbürgermeisterin von Wedding und Stadträtin für Jugend & Sport.

Was hat sie bewegt?

Sie bewegte die Menschen durch ihr unerbittliches Engagement, ihr offenes Ohr und ihren Einsatz für ihre Weddinger Bürger*innen. Sie war und bleibt die Bürgermeisterin mit Herz. Was sie antrieb, war Mitmenschlichkeit - sie sorgte sich um die Schwächeren. Ihre Empörung über soziale Ungerechtigkeit brachte sie dazu, nach einer solidarischen Gesellschaft zu streben. Sie war mehr Anwältin & Zuhörerin der Bürger*innen als Amtsinhaberin und pure Parteirepräsentantin - und das mit Leidenschaft.

Ihre besondere Fürsorge galt benachteiligten Kindern. Zu Ehren ihres großartigen Einsatzes wurde eine Stiftung für geistig und körperlich behinderte Kinder eingerichtet. Priorität genießen Kinder in Not, die durch ihre geistigen, körperlichen, gesamtgesellschaftlichen Lebensumstände benachteiligt sind oder werden. Auch im Bezirk Mitte gibt es soziale Brennpunkte, die insbesondere den jüngsten und damit schwächsten Mitgliedern unserer Gesellschaft das Aufwachsen erheblich erschweren.

Heß‘ Willenskraft ließ sie bis zum Schluss ihr Amt mit vollstem Einsatz ausfüllen und für die Bürger*innen einstehen. Den größten Kampf, den sie verlor, war der gegen ihre Krankheit.

Mitte

SPOT: Rahel-Hirsch-Strasse, 10557 Berlin

Wer war Rahel Hirsch?

Rahel Hirsch lebte von 1870 bis 1953. Sie war eine der ersten deutschen Ärztinnen überhaupt und die erste Frau, die in Deutschland bzw. im damaligen Königreich Preußen zur Professorin der Medizin ernannt wurde.

Was bewegte sie?

Rahel Hirsch wollte erreichen, dass Frauen in der Medizin bzw. den Wissenschaften einen Platz bekamen. Deshalb kämpfte sie dafür das gleiche, wie Männer lernen zu dürfen - mit Erfolg!

Ein Medizinstudium war sehr lange Zeit im Deutschen Reich noch nicht möglich. Deshalb studierte sie ab 1899 zuerst in Zürich, bevor sie später nach Leipzig und Straßburg wechseln konnte. Nach Abschluss ihres Studiums wurde Hirsch 1903 als zweite Ärztin in der Charité Berlin angestellt. Später leitete sie dort die Poliklinik. Vor allem widmete sie sich aber der Forschung. Die von ihr entdeckte Durchlässigkeit der Schleimhaut des Dünndarms für – von ihr so bezeichnete – „großkorpuskuläre Partikel“ (relativ große Körner fester Substanzen) und die anschließende Ausscheidung mit dem Harn wurde nach ihr Hirsch-Effekt benannt.

Neben dem Wunsch nach eigenem Wissen wollte sie ebenso ihr erlangtes Wissen an kommende Generationen weitergeben. Deshalb ging sie als erste Professorin der Medizin in die Geschichtsbücher ein. Doch leider war ihr damit zu Lebzeiten keine Lehrerlaubnis gegeben. Auch wenn ihr so viele Steine in den Weg gelegt wurden, hat sie immer versucht weiter zu kämpfen in Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Als ihr 1918 als Frau mit jüdischer Abstammung die Poliklinik entzogen wurde, ließ sie sich mit großem Erfolg in ihrer eigenen internistischen Praxis in Berlin Charlottenburg nieder. In ihrer bekanntesten veröffentlichten Schrift „Körperkult der Frau“ richtete sie sich gegen damalige Vorurteile der Medizin für die körperliche Betätigung der Frau und für ihre natürliche Bekleidung.

Mit Beginn der Verfolgung von Juden wurden ihre beruflichen Möglichkeiten schrittweise eingeschränkt - bis zum Entzug der Approbation 1938. Wenige Monate später, kurz vor den Verfolgungsmaßnahmen des 9./10. Novembers, erfuhr sie, dass ihre Verhaftung drohte. Ihr gelang die unmittelbare Flucht nach England, wo die 68-Jährige das medizinische Examen erneut hätte machen müssen, um als Ärztin arbeiten zu können. Bis kurz vor ihrem Tod finanzierte sie daher mit der Arbeit in einem Labor und Übersetzungen ihr bescheidenes Leben.

SPOT: Leipziger Str. 49, 10117 Berlin

Wer war Marion Gräfin Dönhoff?

Marion Gräfin Dönhoff (1909 - 2022) war Autorin, Publizistin & Mitherausgeberin der Wochenzeitung "Die Zeit", die sich nach dem Zweiten Weltkrieg für die Würdigung des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus und für die Aussöhnung mit Osteuropa einsetzte. Immer wieder brach sie aus Bestehendem aus, auch indem sie in die von Männern dominierte Sphäre der Politik vorzudringen wusste, und hat so den deutschen Journalismus bewegt hat wie kaum eine andere.

Was hat sie bewegt?

Marion Gräfin Dönhoff wurde 1909 in eine traditionsreiche ostpreußische Familie geboren. Gegen den Willen der Mutter machte sie Abitur - alleine unter 18 Jungen an einem Gymnasium in Potsdam - und promoviert 1935 in Basel in Volkswirtschaft.


Mit den zunehmenden Hetzreden führender Nationalsozialisten manifestiert sich bei Marion Gräfin Dönhoff der Wille zum Widerstand. Sie übernimmt die Rolle einer Informantin innerhalb ihres Freundeskreises von Gleichgesinnten - der zivilen Gruppe um die Bewegung des Attentats auf Hitler am 20. Juli 1944. Im Winter 1945 muss sie nach Westfalen flüchten - sieben Wochen lang ist sie unterwegs, zu Fuß und zu Pferd.


Sie wird Journalistin bei der 1946 gegründeten Wochenzeitung “Die Zeit”, wo es ihr gelingt, den Widerstand gegen Hitler zu würdigen und als Leitbild der jungen Bundesrepublik zu etablieren. Von Dönhoff schrieb, von Dönhoff mischte sich ein, von Dönhoff bewegte!

Als baldige Chefin des Politikressorts förderte sie einen neuen liberalen Kurs und die politischen Reformen der 1960er Jahre und verhalf der ZEIT zum Aufstieg als eines der Leitmedien der Bundesrepublik.


1968, mit 59 Jahren, wurde sie Chefredakteurin. Sie war damit die erste Frau in Deutschland, die in eine solche herausragende Position einer überregionalen Wochenzeitung aufrückte. So bleibt sie bis heute eine der prägendsten Journalistinnen der deutschen Nachkriegszeit.


Sie bewegte sich ihr Leben lang selbstbewusst, in einer auf politischer Ebene von Männern dominierten Welt prägte maßgeblich eine kompromissbereite und aussöhnende Ostpolitik sowie das Annähern von Ost- und Westdeutschland.

Bis ins hohe Alter engagierte sie sich für mehr Völkerverständigung, für die Resozialisation von Strafgefangen, für die kritische Auseinandersetzung der preußisch-deutschen Geschichtegegen und gegen die Apartheid in Südafrika. So stieß von Dönhoff in ihrem Leben viele Bewegungen an - in Wort, Schrift und Taten.

SPOT: Clara-Jaschke-Straße, 10557 Berlin

Wer war Clara Jaschke?

Clara Jascke wurde zwischen 1848 und 1858 geboren und starb 1912. Sie war eine der ersten Eisenbahnerinnen Deutschlands und setzte sich für die Gleichberechtigung der Frau in der Eisenbahnbranche ein.

Was hat sie bewegt?


Jascke war lange die Arbeitswelt bei der Eisenbahn versperrt gewesen. Als sie schließlich bei der Bahn anfangen konnte, durften Frauen wie sie nur als Tagelöhner aushelfen. Allein durch ihren Einsatz war es den Frauen ab 1898 schließlich erlaubt, als festangestellte Beamtinnen bei der Eisenbahn zu arbeiten.

Leider blieb auch trotz aller ihrer Mühen die Ungleichbehandlung der Frau weiterhin bestehen: Heiratete eine der Frauen, führte dies zur sorfortigen Entlassung und dem Verlust des Anspruchs auf ihre Pension. Trotzdem hatte Clara Jascke einen sehr großen Einfluss auf das Bestreben der Frauen, sich die Gleichberechtigung bei der Eisenbahn zu erkämpfen.

Friedrichshain

SPOT: Mehringpl. 2/3, 10969 Berlin

Wer war Marie Juchacz?

Marie Juchacz lebte von 1879 bis 1956. Sie war eine deutsche Sozialdemokratin, Sozialreformerin und Frauenrechtlerin. Als erste Frau hielt sie 1919 eine Rede vor der dem deutschen Parlament, der damaligen Weimarer Nationalversammlung. Nach dem Besuch der Volkshochschule arbeitete Marie Juchacz als Hausangestellte, Fabrikarbeiterin, Krankenwärterin und Näherin. 1908 trat sie in die SPD ein und war dort als Frauensekretärin tätig.

Was hat sie bewegt?

Kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges taten sich Frauen unterschiedlicher politischer Richtungen zusammen. Während des Krieges hatten sie die Arbeiten der Männer übernehmen müssen, da der Großteil im Krieg war. Obwohl sie die tragende Säule der Gesellschaft waren, verwehrte ihnen das Vaterland jegliche politische Mitbestimmung. Am 25. Oktober 1918 wendeten sie sich deshalb in einem Schreiben an den Reichskanzler und forderten ein Gespräch über die Verwirklichung von gesetzlicher Gleichberechtigung. Marie Juchacz spielte hierbei eine entscheidene Rolle, da sie für die Frauen der Sozialdemokratischen Partei die Liste mit den Unterschriften anführte. Die Bemühungen hatten schließlich Erfolg, denn die Frauen in Deutschland erhielten im November 1918 sowohl das aktive als auch das passive Wahlrecht.

Marie Juchacz gehörte als einzige Frau dem „Ausschuß zur Vorberatung des Entwurfs einer Verfassung des Deutschen Reichs“ der Nationalversammlung an und hielt 1919 als erste Frau vor einem deutschen Parlament eine Rede. Diese begann sie mit den Worten:

"Meine Herren und Damen!".

Dabei stellte sie zudem folgendes klar:

„Ich möchte hier feststellen und glaube damit im Einverständnis vieler zu sprechen, daß wir deutschen Frauen dieser Regierung nicht etwa in dem althergebrachten Sinne Dank schuldig sind. Was diese Regierung getan hat, das war eine Selbstverständlichkeit: sie hat den Frauen gegeben, was ihnen bis dahin zu Unrecht vorenthalten worden ist“.

Sie übernahm zudem die Redaktion der Zeitschrift Die Gleichheit – Zeitschrift für die Interessen der Arbeiterinnen und gründete mit einigen anderen die Arbeiterwohlfahrt (AWO), eine Hilfsorganisation für alle sozial bedürftigen Menschen.

Während der NS-Zeit musste sie fliehen und kehrte erst im Jahre 1949 nach Deutschland zurück, wo sie Ehrenvorsitzende der AWO wurde. Bis zum Ende ihres Lebens setzte sie sich mit ganzer Kraft für die Rechte aller BürgerInnen ein.

SPOT: Margarete-Sommer-Straße, 10407 Berlin

Wer war Dr. Margarete Sommer?

Dr. Margarete Sommer war eine katholische Sozialarbeiterin, die während des Holocausts jüdischen Menschen das Leben rettete. Sie wurde 1893 in Berlin Schöneweide geboren. An der Universität Berlin spezialisierte sie sich auf politische Ökonomie und erhielt 1924 als eine von wenigen Frauen ihrer Generation einen Doktortitel.

Was hat sie bewegt?

Dr. Margarete Sommer (1893 - 1965) wurde in Berlin geboren und war eine katholische Sozialarbeiterin, die während des Holocausts einer Vielzahl jüdischer Menschen das Leben rettete, indem sie diese vor der Deportation in die Vernichtungslager der Nationalsozialisten bewahrte. Sie studierte in Berlin Philosophie und Volkswirtschaftslehre, und promoviert 1924 - als eine der wenigen Frauen ihrer Generation.

Von 1926 bis Mitte 1934 war sie als Dozentin an der Schule für Sozialfürsorge im Pestalozzi-Fröbel-Haus tätig. Als sie sich 1934 weigerte, in ihrem Unterricht über das nationalsozialistische Sterilisationsgesetz zu unterrichten, wurde sie zur Kündigung gezwungen. Ab 1939 engagierte sie sich zunehmend in der Arbeit des Hilfswerks des Berliner Episkopats.

Im Oktober 1941 übernahm Sommer die operative Leitung dort. Ihre Schützlinge waren vor allem sogenannte “nicht-arische” Christen aber auch eine Reihe von Juden, die vor der Deportation bewahrte, indem sie ihnen Verstecke verschaffte. Sommer sammelte auch Informationen über die Deportationen der Juden und die Lebensbedingungen in den Konzentrationslagern sowie über die Erschießungskommandos der SS.

Nach 1945 setzte sie ihre Arbeit in der Bischöflichen Diözesanverwaltung in Berlin fort und half Überlebenden der nationalsozialistischen Verfolgung. Unter Lebensgefahr Verfolgte verstecken und retten und Netzwerke der Hilfe organisieren - für dieses Lebenswerk wurde Dr. Margarete Sommer im Jahr 2003 von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem der Ehrentitel als Gerechte unter den Völkern verliehen. Eine mutige Frau, die aus ihrer vollsten Glaubensüberzeugung und Nächstenliebe heraushandelte und so Leben rettete.

SPOT: Wühlischstraße 55-58, 10245 Berlin

Wer war Caroline Herschel?

Caroline Herschel lebte von 1750 bis 1848. Sie und ihre Geschwister wurden durch ihren Vater zunächst eher musikalisch geprägt. Dennoch interessierte sich die Familie auch für Philosophie und Wissenschaften, speziell für die Astronomie. Obwohl es für Mädchen in diesem Zeitalter eher unüblich war, besuchte Caroline Herschel die Schule und lernte lesen und schreiben. Vom klassischen und traditionellen Gedanken, Sängerin zu werden und ein einfaches Leben als Hausfrau zu führen, war sie nicht sehr begeistert. Viel mehr wollte sie ihren Interessen in der Wissenschaft nachgehen.


Als junge Erwachsene begleitete sie ihren Bruder Wilhelm nach England. Sie unterstützte ihn einerseits im Haushalt und andererseits bei seinen Forschungen in der Astronomie. Gemeinsam bauten die Geschwister Fernrohre und Caroline lernte die grundlegenden mathematischen Fähigkeiten, um astronomische Berechnungen durchführen zu können. 1781 kam es zum Durchbruch, als Wilhelm zufällig den Planeten Uranus entdeckte, wodurch die Herschels endgültig bekannt wurden.

Was hat sie bewegt?

Caroline Herschel gehört zu einer der ersten Frauen, die Erfolg und Anerkennung in der Astronomie gewannen. Nachdem sie zunächst ihren Bruder bei seiner Forschung unterstützte, setzten sich bald auch ihre eigenen Untersuchungen und Forschungsergebnisse durch und das in einem Zeitalter, in dem es nicht häufig vorkam, dass eine Frau so viel Zuspruch in den Wissenschaften erfuhr. Ihre Berechnungen in der Astronomie, die Entdeckung von Sternen und Kometen und einem der ersten Sternenkataloge prägten ihre Disziplin stark und gehören zu den bedeutendsten Beiträgen in der Astronomie ihrer Zeit.


Herschel erhielt für ihre Arbeit zahlreiche Ehrungen und war die erste Frau, die von der Royal Astronomical Society eine Auszeichnung erhielt.

SPOT: Annemirl-Bauer-Platz, 10245 Berlin

Wer war Annemirl Bauer?

„Ich möchte kein gefangener Vogel im Käfig sein.“


Annemirl Bauer war Künstlerin und Grafikerin in der DDR. Sie lebte von 1939 bis 1989.
Schon ihre Eltern waren Kreative - ihre Mutter war Malerin, ihr Vater Fotograf. Annemirl Bauer studierte Kunst unter anderem in Dresden und Berlin und trat nach ihrer Ausbildung dem Verband bildender Künstler der DDR bei.

Sie hatte keine Angst davor, sich im Gespräch oder durch ihre Kunst kritisch zu äußern, egal ob zu sozialen oder politischen Themen. Wegen Meinungsdifferenzen wurde sie letztendlich auch aus dem Künstlerverband wieder ausgeschlossen, wodurch sie vor allem berufliche Schwierigkeiten bekam.

Ihre daraus resultierende schwierige finanzielle Lage schlug sich auch in ihrer Kunst nieder. So malte sie nicht nur auf den herkömmlichen Materialien wie Papier, sondern auch auf Türen oder Teppichen.

1989 erlag Annemirl Bauer einer Krebserkrankung.

Was hat sie bewegt?

Annemirl Bauer setzte sich intensiv und kritisch mit dem Zeitgeschehen in der DDR auseinander. Sie stand stets für ihre Ansichten ein und forderte beispielsweise mehr Reisefreiheit in der DDR.

Neben politischen und gesellschaftlichen Themen widmete sie sich auch feministischen Inhalten.

“Ich mache immer öfter Bilder in Korrespondenz zu klassischen Werken, meist in kritischer Auseinandersetzung mit ganz subtiler Frauenfeindlichkeit”, sagte sie 1989 im Interview mit der Zeitschrift “Bizarre Städte”.

Ihr Vermächtnis ist eine Sammlung von tausenden Werken - und ihre Standfestigkeit, mit der sie stets ihre Ansichten und Meinungen vertrat, auch sie dadurch benachteiligt und ausgegrenzt wurde."

Schöneberg

SPOT: Dennewitzstraße 24A, 10783 Berlin

Wer war Nelly Sachs?

Nelly Sachs (1891 - 1970) war eine preisgekrönte jüdische, deutsch-schwedische Autorin und Dichterin, die 1966 den Literaturnobelpreis erhielt. Gewürdigt wurde hiermit das Werk der 1940 nur knapp dem Konzentrationslager entkommenen, nach Schweden emigrierten Jüdin über die Auseinandersetzung mit der Verfolgung, Verdrängung und Vernichtung des jüdischen Volkes. Damit war sie die erste deutsche Dichterin überhaupt, der ein Nobelpreis zugesprochen wurde.

Was hat sie bewegt?

Nelly Sachs, 1891 als einzige Tochter einer großbürgerlichen, assimilierten, jüdischen Familie in Berlin geboren, fand schon früh zur Literatur, und schrieb mit 17 Jahren ihre ersten Gedichte. Von eigener Krankheit geschwächt und schon in ihrer Jugend teils zuhause unterrichtet, lebte sie mit ihren Eltern recht zurückgezogen vom gesellschaftlichen Leben.

Gegen Ende der 1920er fanden sich dann ihre Gedichte in vielen Berliner Zeitungen und stießen auf große Anerkennung.
Mit der Machtergreifung Hitlers verließen mehr und mehr Mitglieder der Familie - drangsaliert, bedroht und gedemütigt von Nationalsozialisten - ihre Heimat Deutschland. Traumatisiert durch das Erleben von Verfolgung, Verhöre und Folter von ihr nahestehenden Menschen durch die Gestapo, war auch ihre eigene Existenz mehr und mehr bedroht.

So organisierte eine Freundin - mit Unterstützung der schwedischen Schriftstellerin Selma Lagerlöf, zu der Sachs eine lange Brieffreundschaft pflegte, ein Einreisevisum für Nelly Sachs und ihre betagte verwitwete Mutter nach Schweden. Buchstäblich im letzten Moment – der Befehl für den Abtransport in ein Konzentrationslager war bereits eingetroffen – konnten die beiden mit einem Flugzeug Deutschland Richtung Stockholm verlassen.
Finanzielle Schwierigkeiten, eine Mutter, die sie zuhause pflegt, und Aushilfsjobs bestimmten einige Jahre ihr Leben - doch das Schreiben gab sie nicht auf.

Bald schon als Übersetzerin arbeitend, hatte die moderne schwedische Lyrik Einfluss auf Nelly Sachs und ihre Sprache, mit der die Überlebende des Holocaust über Verfolgung und Vernichtung ihres Volkes schreibt.


In “hochemotionaler, herber aber dennoch zarter Sprache” schrieb Nelly Sachs in ihren Gedichten über das Grauen des Holocaust. Ihr Stil wurde häufig als “klagend, anklagend und verklärend” betitelt.


Sie findet in Schweden FreundInnen und Gleichgesinnte, nimmt 1953 die schwedische Staatsbürgerschaft an und schreibt: “[...] und so wurde es hier Heimat in der Freundschaft. Denn ein Land kann uns niemals mehr Heimat sein, nur wo wir Liebe finden, sind wir zuhause.”
Doch der frühe Verlust ihres Vaters, als auch der Tod der Mutter Anfang 1950 traf Nelly Sachs psychisch sehr. In diesen Jahren beginnt sie aber auch eine enge (Brief-)Freundschaft mit dem in Paris lebenden Dichter Paul Celan, verbunden in ihrem Schicksal vertriebener Überlebenden des Holocaust: „Dichtung war für beide ein über den Abgrund der Vergangenheit gespanntes Rettungsseil aus nichts als Worten.“


Anfang der 50er-Jahre wird die junge Generation in Deutschland auf Nelly Sachs aufmerksam - die „Dichterin der Shoah“, wird sie hier genannt. So wird ihr im letzten Jahrzehnt ihres Lebens noch große Anerkennung zuteil, und sie betritt 1960 zum ersten Mal wieder deutschen Boden, um eine Auszeichnung entgegenzunehmen.


Dabei trug Nelly Sachs zeitlebens ein Gefühl von Bedrohung und Verfolgung mit sich - Anzeichen einer psychischen Krankheit wurden immer größer. Nach einem Zusammenbruch in Schweden nach ihrer Rückkehr aus Deutschland verbrachte sie drei Jahre in einer psychiatrischen Klinik, in der sie in den folgenden zehn Jahren bis zu ihrem Tod immer wieder lange Zeitabschnitte verbringen sollte. Aber auch dort hört sie nicht auf, zu schreiben.

Nelly Sachs - eine Frau, die eine Sprache fand für eines der schlimmsten Verbrechen der Menschheit, und der eine Vielzahl literarischer Auszeichnungen dabei als erste Frau überhaupt zuteil wurden: 1965 erhält sie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, und an ihrem 75. Geburtstag zusammen mit dem hebräischen Dichter Samuel Agnon den Literaturnobelpreis, mit dem ihr Werk über die Auseinandersetzung mit der Verfolgung, Verdrängung und Vernichtung des jüdischen Volkes gewürdigt wird.

Kreuzberg

SPOT: May-Ayim-Ufer, 10997 Berlin

Wer war May Ayim?

May Ayim (1960 - 1996) war Autorin, Dichterin, Pädagogin und Aktivistin der afrodeutschen Bewegung. Mit ihrem wissenschaftlichen, literarischen und politischen Werk ist sie eine zentrale Figur des Anti-Rassismus und Intersektionalismus in Deutschland. Mit unfassbarer (Sprach-)Kraft verarbeitete, beleuchtete und kritisierte sie das Fortbestehen von kolonialen Überlegenheitsvorstellungen und Alltagsrassismus in der deutschen Geschichte und Gegenwart.

Was hat sie bewegt?

Zum Gedenken an May Ayim, Autorin, Dichterin, Pädagogin und Aktivistin der Schwarzen und Afrodeutschen Bewegung in Deutschland, wurde eine Kreuzberger Straße an der Spree, unweit der Oberbaumbrücke, in May-Ayim-Ufer umbenannt. Das Fortbestehen von kolonialen Überlegenheitsvorstellungen und Alltagsrassismus waren zentrale Punkte, die May Ayim in ihrem wissenschaftlichen, literarischen und politischen Werk verarbeitete, aufzeigte und kritisierte.

May Ayim wurde 1960 als Tochter einer deutschen Mutter und eines ghanaischen Vaters in Hamburg geboren. Sie wuchs in einer deutschen Pflegefamilie in Münster auf, verbrachte ihre Studienzeit in Münster und Regensburg und zeitweise in Ghana, und lebte danach in Berlin-Kreuzberg. May Ayim kämpfte und schrieb ihr Leben lang gegen viele Formen rassistischer Diskriminierung, die vom deutschen Kolonialismus über die Zeit des Nationalsozialismus bis heute in der deutschen Gesellschaft fortwirken, an. Ihre Gedichtbände wie "blues in schwarz weiß", als auch der nach ihrem Tod veröffentliche Sammelband "Grenzenlos und Unverschämt" zeugen von May Ayims großer Schaffenskraft und ihrem Vermächtnis in der kritischen Auseinandersetzung mit Ethnozentrismus und Rassismus.

Ihre damalige Diplom­arbeit in Pä­da­go­gik beschäftigte sich mit schwarzer deutscher Ge­schichte und wird in Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen Wissenschaftlerin, Aktivistin und Poetin Audre Lorde zur Grund­lage der bis heute weg­weisen­den Ver­öffent­lichung „Farbe be­ken­nen“. Zuvor noch lehnte ein Regensburger Professor die Arbeit ab - mit den Worten "Rassismus gibt es im heutigen Deutschland nicht“. Ein Satz, den wir noch immer viel zu oft hören. Umso wichtiger finden wir, dass mit dem May-Ayim-Ufer das Wirken einer starken Frau geehrt wird, die vehement und maßgeblich die Auseinandersetzung mit den rassistischen Bestandteilen geteilter deutscher Geschichte und Gegenwart gefordert und geprägt hat!

SPOT: Möbel Olfe, Reichenberger Str. 177, 10999 Berlin

Wer war Charlotte von Mahlsdorf?

Charlotte von Mahlsdorf - Kreuzberg ...wurde 1928 als Lothar Behrfelde geboren und stellte als solcher bereits in früher Jugend fest, dass die Natur ihn mit dem falschen Körper ausgestattet hatte. Bevor er zu "Lottchen" und später zur stadtbekannten "Charlotte von Mahlsdorf" werden konnte, erlebte er schwere Schicksalsjahre: Der autoritäre Vater, ein bekennender Nationalsozialist, unterdrückte und demütigte ihn. Gleichzeitig begann die NS-Herrschaft, Homosexuelle zu verfolgen und zerstörte damit eine zuvor blühende Szene. Mit dem Ende der Diktatur lebte Charlotte auf, entfaltete ihre Leidenschaft für die Wohnkultur der Gründerzeit, kleidete sich weiblicher, und liebte Männer.

Was hat sie bewegt?

Mühevoll renovierte sie das Gutshaus Mahlsdorf und eröffnete es 1960 als Gründerzeitmuseum. Mit ihren immer beeindruckender werdenden Sammlungen und Ausstellungen kreierte sie einen Ort mit Charakter und Aura. Das Herzensprojekt von Charlotte zog neben der damaligen Schwulen- und Lesbenszene die unterschiedlichsten Menschen an und schaffte es schließlich auf die Denkmalliste der DDR. Die einstige Außenseiterin erhielt für ihre Verdienste um das Gründerzeitmuseum 1992 das Bundesverdienstkreuz.

Charlotte setzte sich für eine tolerante Gesellschaft ein, in der jede/r das sein konnte, was er/sie wollte. Sie brauchte dafür keine komplizierte Erklärung. Für sie gab es Männer und Frauen und Menschen, die ein bisschen anders sind. "Aber alle zusammen sind wir doch Menschenkinder" betonte sie. "Und als Menschenkinder können und müssen wir doch auch ohne Gewalt in Frieden miteinander Leben können."

Inzwischen gibt es den Charlotte-von-Mahlsdorf-Ring, unweit des Gründerzeitmuseums im Bezirk Marzahn-Hellersdorf.

Quellen

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