FIERCE RUN FORCE by Steffi Platt

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TRAIL RUNNING IN BERLIN - EIN SPRUNG INS KALTE WASSER

📸 Steffi

Geschrieben von Johanna


17:30 am Montag, wo ist das Wochenende nur hin? Nach einem langen Tag im Büro erschöpft und ausgelaugt, wollte ich mich eigentlich nur auf dem Sofa fläzen und höchstens aufstehen, um einen Schoko-Pudding aus dem Kühlschrank zu holen. Mein Vergangenheits-Ich hatte sich aber mit ein paar anderen Frauen der FIERCE RUN FORCE zum Trail-Run im Grunewald angemeldet. Also, nach Ende des Arbeitstages direkt in die Sportklamotten, Laufschuhe angezogen, und mich in die Ringbahn gesetzt bevor ich es mir anders überlegen konnte.

Eine halbe Stunde später am Grunewald ausgestiegen, der Herbst und der Duft modernder Blätter lag in der Luft. Gefühlt eine Welt vom Trubel Berlins entfernt aber immer noch innerhalb der Stadtgrenze standen wir, eine bunte Mischung aus Läuferinnen unterschiedlichen Grades und ein Hund Cookie, auf dem Waldparkplatz. Von dort würden wir durch den Grunewald, auf den Drachenberg und dann einen anderen Weg zurück zum Parkplatz laufen. Der Run wurde von zwei erfahrenen Trail-Läuferinnen, Maty und Hannah organisiert, um vor allem Einsteigerinnen an das Trail-Running heranzuführen. Denn vor allem in Deutschland wird der Sport noch von Männern dominiert. Das soll sich ändern!

Ich bin die Erste, die es zugibt: Trail-Running, und vor allem Trail-Läufer, haben mich immer eingeschüchtert. Wenn du in den Alpen um halb acht morgens im Zeitlupentempo und schwer bepackt einen Berg hoch hechelst um dabei von einem 50-jährigen Mann in Leibchen, Marathonshorts und Laufrucksack so mir nichts, dir nichts joggend überholt zu werden — und er dann viermal den gleichen Berg hoch- und runterläuft — hinterlässt das Spuren. Trail-Running, dachte ich, ist nur was für die Ultra-Fitten die schon alle Sportarten gemeistert haben.

Das stimmt aber definitiv nicht, wie ich schnell herausfand. Nach ein paar einleitenden Worten von Maty und Hannah ging es direkt los. Es waren ein paar bekannte Gesichter von der FIERCE RUN FORCE dabei, aber auch viele neue. Eines der schönsten Aspekte solcher Events ist, dass man ganz leicht Gleichgesinnte finden kann. Und vor allem beim Trail-Running ist es auch schön, dass es nicht darum geht wie schnell man ist. Das macht das Ganze für Lauf-Einsteigerinnen einladender. Stattdessen ist die Hauptsache, dass man die Zeit auf den Trails genießt. Und dass man herausfindet, wozu man in der Lage ist, wenn man’s einfach probiert! Außerdem kann es, wenn es auf den Trails steil bergauf geht, oft besser sein zu gehen als zu joggen. Somit teilst du deine Energie optimal ein, denn es gibt viel bergauf und -ab. Für jemanden, die sonst nur auf Straßen oder Laufbahnen läuft, war das für mich erst schwer zu begreifen. Aber nach einer Weile macht es mehr Spaß, weil man weniger auf die Pace und eher auf die Umgebung achtet.

Die Umgebung im Grunewald war vor allem als Abwechslung zum grauen Stadt-Alltag sehr erfrischend. Innerhalb weniger Minuten waren wir mitten im Wald, von der S-Bahn und Autobahn keine Spur. Bald kamen wir auf kleinere, technisch anspruchsvollere Trails, wo es auch steil wurde. Aber die Stimmung war in der Gruppe so positiv und entspannt, dass das Laufen einfach Spaß machte. Nach einer knappen halben Stunde wurden wir auch schon belohnt, mit dem Erklimmen des Drachenbergs. Einmal oben angekommen, hatten wir eine tolle 360° Sicht auf Berlin und Umland, und das pünktlich zu einem wirklich atemberaubenden Sonnenuntergang!

Auf dem Weg runter wurde es langsam dunkler. Damit wurde mir auch klar, dass man bei Dunkelheit oder in der Dämmerung auch nie ohne eine gute Stirnlampe Trails laufen soll. Aber der wichtigere Take-Away war für mich, dass ich gar nicht so Respekt vor Trail-Running haben musste. Dank Maty und Hannah wurde mir am Montag klar, dass es gar nicht so schwer ist. Die Hauptsache? Klein anfangen (es müssen nicht gleich die Alpen sein!), deine Grenzen kennen, Spaß haben. Und: Mit einem Hund wie Cookie, der gerne auch mit den großen Mädels mithält, läuft es sich gleich viel lustiger.

Also - zurück auf den breiteren Weg, langsam wieder in die Zivilisation zurück. Nach einer Dreiviertelstunde im Wald standen wir wieder auf dem Parkplatz. Dabei ging’s doch gerade erst los?! Ellenbogen-Checks, Applaus für Maty und Hannah für die Organisation und Laufleitung, Dank an Cookie für die Motivation.

Nach einem kurzen Auslaufen schnell in trockene Klamotten (der Lauf-Gott bewahre uns vor einer Erkältung!) und dann ab in die S-Bahn und nach Hause für einen redlich verdienten Teller Nudeln.

Eine Weile später stieg ich am Alexanderplatz in die M4 Richtung Falkenberg. Wieder mitten im Trubel Berlins, zwischen Menschen, noch einen Sitzplatz ergattert — puh! — und mit einem Ruck fuhren wir los. Als ich den Abend Revue passieren ließ und an den Sonnenuntergang auf dem Drachenberg dachte, konnte ich mir ein zufriedenes, glückliches Grinsen nicht verkneifen. Kaum zu glauben, dass ich erschöpfungsbedingt fast schwänzen wollte. Eins steht auf jeden Fall fest: der nächste Trail-Run kann nicht schnell genug kommen!

Redaktions-Team