Was muss sich wirklich im Laufsport ändern?

Der FRF TALK zum Thema Women Empowerment war eine ganz besondere Ausgabe des FRF Talks in Zusammenarbeit mit BMS - der Laufgesellschaft beim Hella Halbmarathon. Das Event bot eine Plattform, um über die Bedeutung von Frauenempowerment im Laufsport zu diskutieren und Lösungen für bestehende Herausforderungen zu finden.

Die Veranstaltung begann mit einer herzlichen Begrüßung durch Steffi Platt, der Gründerin des ersten Frauenlaufsportvereins mit zyklusorientiertem Training, FIERCE RUN FORCE (FRF). Steffi stellte den Zweck des Vereins vor, der sich für Chancengerechtigkeit, Sichtbarkeit von Frauen und Frauenrechten einsetzt. Neben dem Lauftraining widmet sich der Verein auch der Aufklärung im Bereich Frauengesundheit. Das Ziel ist es, Frauen zu ermutigen, das Laufen für sich zu entdecken und dabei ihre körperlichen Bedürfnisse und Voraussetzungen zu berücksichtigen.

Im Rahmen des FRF TALKs führte Steffi anschließend inspirierende Gespräche mit Saba Shakalio, Gender-Sportwissenschaftlerin und Sportphysiotherapeutin, sowie Ava Carstens, Creative Director, Yoga Coach und ehemalige Adidas Runners Käptin. Die Diskussion drehte sich um die Bedeutung von Women Empowerment im Laufsport und die Frage, ob Frauen bereits ausreichend empowert sind.

Saba Shakalio erläuterte ihre Sichtweise auf die Gender Gap im Laufsport. Es wurde deutlich, dass es noch viel Raum für Verbesserungen gibt, um Frauen eine gerechte Teilhabe am Laufsport zu ermöglichen. Ava Carstens ergänzte die Diskussion und teilte ihre Erfahrungen zur Diversität innerhalb der Running Community in Hamburg. Es wurden wichtige Themen wie Toiletten- und Umkleidesituationen sowie die Schaffung von sicheren Räumen angesprochen.

Ein weiterer Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf der Gender Data Gap und der Forschungslücke im Bereich Frauengesundheit. Steffi betonte die Notwendigkeit aussagekräftiger Studien und Daten, um die Bedürfnisse von Läuferinnen besser zu verstehen und zyklusorientiertes Training zu fördern. Saba Shakalio hob die verschiedenen Arten von Gender Gaps hervor, darunter Pay Gap, Health Gap, Data Gap und Exercise Gap. Es wurde diskutiert, wie diese Lücken geschlossen werden können und welche Maßnahmen erforderlich sind, um die Forschung im Bereich Frauengesundheit voranzutreiben.

Die Gender Health Gap wurde ebenfalls intensiv behandelt. Steffi Platt teilte ihre persönlichen Erfahrungen als Läuferin und Trainerin und betonte, dass der Laufsport immer noch stark von männlichen Normen geprägt ist. Die Bedürfnisse und Herausforderungen von Frauen werden oft vernachlässigt. Hierbei spielte zyklusorientiertes Training eine wichtige Rolle, um die physiologischen Unterschiede von Läuferinnen zu berücksichtigen. Ava Carstens ergänzte die Diskussion um die Bedeutung von Repräsentation und Ansprechpersonen, um ein inklusives und sicheres Umfeld für Frauen im Laufsport zu schaffen.

Die Gender Exercise Gap, bei der Frauen oft mit zusätzlichem Stress konfrontiert sind, wurde ebenfalls thematisiert. Steffi Platt wies darauf hin, dass Frauen häufig weniger Zeit für den Sport zur Verfügung haben und mit den Erwartungen konfrontiert werden, wie Männer zu trainieren. Es wurde betont, dass der Menstruationszyklus bei der Trainingsplanung berücksichtigt werden sollte, um das volle Potenzial und die Freude am Sport auszuschöpfen.

Anschließend wurden die Wünsche und Tipps für Veranstalterinnen diskutiert, um den Laufsport für alle Geschlechter inklusiver zu gestalten. Hierbei wurden Themen wie flexible Rücktritts- und Tauschregelungen, die Bereitstellung von Periodenprodukten und Entsorgungsmöglichkeiten sowie die gerechte Bezahlung von Referentinnen und Trainer*innen angesprochen.

Der FRF TALK: Women Empowerment war eine inspirierende Veranstaltung, die wichtige Fragen und Herausforderungen im Bereich des Frauenlaufsports aufgriff. Es wurde deutlich, dass noch viel zu tun ist, um Chancengerechtigkeit und Sichtbarkeit für Frauen im Laufsport zu erreichen. Die Veranstaltung endete mit einer offenen Fragerunde, in der das Publikum aktiv teilnehmen konnte.

Der FRF TALK war jedoch nur der Anfang. Steffi Platt betonte, dass die Chancengerechtigkeit im Sport eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Es ist notwendig, dass Frauen, trans- und intersexuelle Personen, BiPoC-Läuferinnen und Läufer mit und ohne Behinderungen den Laufsport aktiv mitgestalten und Positionen in verschiedenen Bereichen des Sports einnehmen. Gemeinsam können wir die Gender Gaps schließen und den Laufsport inklusiver machen.

Das Event endete mit dem SHAKE OUT RUN des Hella Halbmarathons, bei dem alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit hatten, sich aktiv zu bewegen und das Gelernte in die Praxis umzusetzen. Es war eine großartige Gelegenheit, sich in Laufsachen am Messe Eingang Ost und CCH Vorplatz zu treffen und gemeinsam den Sport zu genießen.