TEIL 2: SIZE ZERO BEI MODELS EIN NO GO - BEI LÄUFERINNEN KEINS

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Geschrieben von Sophie Wallner

Laufen Models mit Size Zero und weniger über den Laufsteg oder werden öffentlich als zu dick bezeichnet, wie es auch Heidi Klum in ihren Modelshows tat, ist der Aufschrei groß.
Die Reaktion darauf: Öffentliche Empörung, beispielsweise in Form von Social Media Shitstorms, wird ausgelöst und Anti-Mager-Kampagnen werden kurzfristig laut – Aber immerhin, es passiert etwas.

Nur warum schreit niemand, wenn diese zierlichen Mädchen und Frauen bei Laufveranstaltungen zu sehen sind? 

Sie gehen an ihre Grenzen und darüber hinaus, sowohl leistungssporttechnisch als auch gesundheitlich. Auch diese Frauen haben eine wichtige Vorbildfunktion. Nicht nur die jüngeren Mädchen, in den Leichtathletikvereinen der ländlichen Regionen, wo man die Talente später wegscoutet, nehmen sie sich zum Vorbild. Auch die „normalen“ HobbysportlerInnen gewinnen den Anschein, dass Laufen nur Spaß bereitet, wenn man dabei besonders schlank und sportlich aussieht. Es entsteht der Eindruck, dass man genau diesem Bild entsprechen müsse, um erfolgreich zu werden.

Natürlich ist es an sich nachvollziehbar, dass jedes Gramm mehr am Körper hinderlich ist, um Höchstleistungen im Ausdauersport zu erzielen. Denn niemand von uns würde freiwillig einen 10km Lauf mit zusätzlichem Gewichten oder zum Beispiel einer 0,5l Wasserflasche in der Hand laufen. Aus medizinischer Sicht wäre es so zu erklären: Je geringer das Körpergewicht bei gleicher absoluter maximaler Sauerstoffaufnahme wird, desto höher wird die relative maximale Sauerstoffaufnahme pro Kilogramm Körpergewicht.

Das hat bekanntlich zur Folge, dass viele AusdauerathletInnen „weniger Ballast“ mitschleppen um leistungsfähiger zu werden. Doch dieses System ist eine fragile Waage aus minimal möglichem Körpergewicht, um Topleistungen zu erzielen vs. zu wenig Gewicht und daraus resultierendem Leistungsverlust.

Es scheint oft so, als hätten die Sportlerinnen dieses System im Griff. Denn dabei hilft ihnen vor allem ihre umfassende medizinische Betreuung inklusive regelmäßig vorgeschriebener Kontrollen. Darunter ständige medizinische Check-ups, um Hormonhaushalt, Stoffwechsel und Blutbild zu kontrollieren. Sie bieten den Sportlerinnen die Möglichkeit, dass ÄrztInnen, wenn nötig jederzeit eingreifen können. Jedoch kann auch hier das System versagen. Oder mögliche medizinische Folgen werden für Erfolge in Kauf genommen.

Doch vor allem bei medizinisch weniger umsorgten LäuferInnen aus dem Breitensport kann dieser Balanceakt ins Wanken geraten. Die Auswirkungen sind dann teils verheerend. Denn neben akuten Auswirkungen, wie Verletzungsanfälligkeit und Müdigkeit, sind es vor allem mögliche Langzeitfolgen des leistungsoptimierten Idealbildes, die nicht selten unerwähnt bleiben. Im Ausdauersport wird die Gefahr einer verminderten Nahrungsaufnahme zur Verringerung des Körpergewichtes bei hoher Leistungsanforderung besonders deutlich. Laufen ist oft eine schnelle und einfache Methode um rasch Abzunehmen und wird oft mit Diäten kombiniert. Die reduzierte Ernährung und gesteigerte Aktivität führen leicht zu einem Mangel an lebenswichtigen Nahrungsbestandteilen (Vitamine, Spurenelemente, Mineralien, Aminosäuren und etc.). Bis zu einem gewissen Maße kann eine Gewichtsreduktion, wie oben bereits beschrieben, zu einer Leistungsverbesserung beitragen. Wird das sehr individuelle optimale Verhältnis zwischen Gewicht und Leistung nicht erkannt, kann sich hieraus aber auch eine Leistungsminderung mit der Gefahr von gesundheitlichen Störungen ergeben.

Wenn das Optimum des Körpergewichtes unterschritten wird, kann sich die Gewichtsabnahme verselbständigen und ist nicht mehr von der betroffenen Person zu steuern. Erst hier ist von dem Krankheitsbild einer Anorexia nervosa zu sprechen. Dies ist die drastischste Form der Körperschemastörung. Zu solch einer gravierenden Ausprägung kommt es allerdings bei den meisten LäuferInnen nicht. Solange die AthletIn ihr Essverhalten noch steuern kann, handelt es sich um eine anorektische Reaktion oft im Sinne einer Anorexia athletica.

Teil 3 - Medizinische Folgen bei vermehrten Trainingseinheiten & verringerter Nahrungsaufnahme

 
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