LISA FUCHS: MAMA LÄUFT – SCHNELLER ALS JE ZUVOR!

📸 Bayrische Laufzeitung

 

Geschrieben von Lisa Fuchs

Mama und Laufsport?

Als ich 2020 Mama wurde, stand für mich fest: wenn es irgendwie geht, möchte ich auch mit Kind weiterlaufen. Über die Umsetzung hatte ich mir zwar Gedanken gemacht, allerdings fanden sich dazu keine einheitlichen Empfehlungen. Ich beschloss, auf meinen Körper zu hören und lief los. Dass ich außerdem am Saisonende neue Bestzeiten feiern würde, hätte ich nicht erwartet. Wie ich wieder „in den Tritt“ gekommen bin, wie sich das Lauftraining mit Kind verändert und was ich allen (werdenden) Mamas mit auf den Weg geben möchte, lest ihr hier.

Lisa Fuchs (LG Passau) ist aktive Leistungssportlerin, Ärztin und Mutter eines Sohnes. Ihre Bestzeiten als Langstreckenläuferin konnte sie 2021 über 10 km und im Halbmarathon auf 35:06 min und 1:18:04 h steigern und bei den bayerischen Halbmarathonmeisterschaften die Bronzemedaille erlaufen.

Eine Familie war schon immer unser großer Traum und umso glücklicher waren wir, als unser Sohn im November 2020 das Licht der Welt erblickte. Ob der Zeitpunkt passte? – Gute Frage, den richtigen Zeitpunkt gibt es meiner Meinung nach nicht. Dass ein Kind das Leben auf den Kopf stellt, war uns natürlich klar. Auch im Bereich Freizeitgestaltung ändert sich so einiges. Daher gab es in unserem Umfeld einige Skeptiker, als ich optimistisch verkündete, mit Kind weiter Sport treiben zu wollen. Ob es zwingend Leistungssport sein musste, wusste ich damals auch noch nicht genau. Zwischen 2017 und 2020 konnte ich mich im Laufsport neben meiner beruflichen Karriere als Ärztin kontinuierlich weiterentwickeln, Ziele gab es noch genügend. Priorität hatte jedoch erst einmal die Familie.

Nach der Entbindung: Langsam angehen und auf den Körper hören

Nichtsdestotrotz wollte ich nach der Geburt wieder fit werden, also absolvierte ich zunächst einige Stabilisierungsübungen und kurze Radeinheiten indoor, bevor ich mich fünf Wochen nach der Entbindung erstmals wieder in die Laufschuhe traute. In der Schwangerschaft konnte ich bis zur 24. Woche gut trainieren und meine Grundlagenausdauer aufrechterhalten und konnte es kaum erwarten wieder loszulaufen. Ich fühlte mich gut und bereit, war überzeugt, dass meine Beckenbodenmuskulatur fit genug war und nahm meinen Mann zur Unterstützung mit. Eine halbe Stunde später stand ich wieder am Wickeltisch, mit vier Kilometern in den Beinen. Wow, ging das schon immer so schwer? Erinnert sich mein Körper überhaupt noch daran, dass ich diese Strecke schon mal in über 2 min/km schneller laufen konnte? Insgesamt war ich aber glücklich, mal wieder die Lauschuhe geschnürt zu haben und nahm mir vor, nach Lust und Laune zu laufen. Mein Mann begleitete mich nach kurzer Zeit auch mit unserem Sohn, so dass jeder Lauf zum kleinen Familienausflug wurde. Außerdem schlief unser Kind im Wagen besser als in seinem Bettchen – wir genossen also die Ruhe während der Läufe.

Laufen mit Jogger: Ein super Krafttraining

Auch mit meinem Trainer stand ich in regelmäßigem Kontakt und nach etwa zwei Monaten fanden sich erste kleine Tempoprogramme im Plan. Alles recht zwanglos und „so wie es eben geht“. Um diese Zeit begann ich auch, mit dem Babyjogger zu laufen, was inzwischen etwa drei Mal pro Woche zu meiner Routine gehört. Initial fühlte ich mich dabei noch nicht besonders sicher und auch die Berganpassagen stellten mich immer wieder vor Herausforderungen, aber Übung macht die Meisterin – Laufen mit Jogger ist außerdem ein tolles Kraftausdauertraining! Kontinuierlich steigerte ich mein Laufpensum, bis auf etwa 80 Wochenkilometer an sechs Lauftagen, also etwa 10-20 km weniger als vor der Schwangerschaft. Da ich wieder enorm Spaß am Laufen entwickelte und die Leistung förmlich explodierte, entschloss ich mich dazu, wieder an Wettkämpfen teilzunehmen und strukturiert zu trainieren.

Hindernisse und neue Bestzeiten

📸 Petra Weisheit

Strukturiert klingt sehr stringent, allerdings bot mein Plan mir immer die Möglichkeit bei schlechten Nächten mein Programm - pro Woche absolviere ich zwei an einem anderen Tag zu laufen oder auch mal ganz zu verzichten. Schließlich war und bin ich in erster Linie Mama. Im Juni gab es eine mehrwöchige Verletzungsphase, da der Rücken schlapp gemacht hatte. In der Vergangenheit fiel es mir schwer mit einer solchen Situation gut umzugehen, ich machte mir permanent Druck, dachte, dass nur Laufen gutes Training wäre. Diesmal konnte ich mich besser mit dem Spinningrad anfreunden und war positiv, dass meine Leistung sich durch die Ausfallzeit nicht verschlechtern würde. Der Herbst sollte mir mit zwei neuen Bestzeiten über 10 km (2019: 37:29 min  2021: 35:06 min) und im Halbmarathon (2019: 1:21:02h  2021: 1:18:04h)  recht geben. Mit einem niedrigeren Laufpensum als vor der Schwangerschaft und als stillende Mama! Ein bisschen stolz war und bin ich schon darauf. Mein Sohn war bei allen Rennen dabei, mal mit Oma und Opa, mal mit Papa. Das gibt Kraft und nochmal extra Motivation.

Sport machen und Mama sein: Das geht!

Was würde ich nun anderen Mamas aufgrund meiner Erfahrungen empfehlen? – Sport machen und Mama sein; das schließt sich nicht aus! Egal, auf welchem Niveau trainiert wird, ob Hobbyläuferin oder ambitionierte Runnerin, wenn man auf seinen Körper (und sein Kind) hört, nicht zu verbissen an die Sache herangeht, sich nicht irritieren lässt und sich organisiert, ist es möglich, regelmäßig Sport zu machen, seine Ziele zu erreichen und möglicherweise sogar in neue Regionen zu laufen!

 

“Ein Kind zu bekommen heißt nicht, dass man den Sport ad acta legen muss. “

Mit etwas Organisation, Vertrauen in euren Körper und einem positiven Mindset kann man alles erreichen, was man sich vorstellt und sogar über sich hinauswachsen. - Lisa F.