GEWALT AN FLINTA* - GIBT ES DAS AUCH IM SPORT?

📸 Nina Mertes

 

Gewalt an FLINTA* - was bedeutet das?
Gibt es Gewalt an FLINTA* auch im Sport als strukturelles Problem?

TIGGERWARNUNG: In diesem Beitrag geht es um Erfahrungen und Fakten rund um das Thema körperliche & sexuelle Gewalt, sowie Vergewaltigung. Sollte diese Themen negative Reaktionen auslösen, bitte sei achtsam, wenn das bei dir der Fall ist.

Frauen und Männer, die Gewalt erfahren haben oder erleben, können sich anonym und kostenfrei an die bundesweiten Hilfetelefone wenden. 08000116016 ist die Nummer für das Frauenhilfstelefon und 0800123990 für Betroffene Männer.

📸UN Women

Wir wollen nachfolgend anhand einiger Beispiele aufzeigen, wie sich Gewalt an FLINTA* äußert und dass dies auch im Sport fernab von Einzeltaten ein verbreitetes Problem ist.

Vorab müssen wir feststellen, dass in den Studien, auf die wir uns beziehen, FLINTA* nicht untersucht werden, sondern lediglich eine Unterteilung in Frauen und Männern erfolgt, weswegen wir ebenso nur auf Zahlen bezüglich Frauen eingehen können. Es ist aber naheliegend, dass FLINTA* generell gleiche Gewalterfahrungen wie Frauen im Einzelnen erleiden. Wir hoffen, dass in zukünftigen Studien der Untersuchungsrahmen auf FLINTA* ausgeweitet wird.

Zu Gewalt an Frauen zählen unter anderem häusliche Partnerschaftsgewalt, diskriminierende Gesetze, wirtschaftliche Benachteiligung, Zwangsheirat und sexualisierte Gewalt, Menschenhandel sowie schädliche Praktiken wie weibliche Genitalverstümmelung.

📸 UN Women

Wir sagen STOP zur weltweiten Gewalt an FLINTA*:

Jede dritte Frau weltweit erfährt in ihrem Leben zumindest einmal körperliche oder sexualisierte Gewalt.

Alle 45 Minuten wird eine Frau in Deutschland Opfer einer versuchten oder vollendeten Körperverletzung.

Jeden Tag werden in Deutschland acht Frauen vergewaltigt.

Jeden Tag gibt es in Deutschland einen Tötungsversuch an einer Frau.

Jeden dritten Tag wird eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet.

Die Tatverdächtigen waren zu 71 % Männer und zu 21 % Frauen.

Weitere Auswertungen und Berichte finden sich auf der Website von UN Women und in der kriminalistischen Auswertung zur Partnerschaftsgewalt des BKA von 2020.

Auch im Sport findet Gewalt an Frauen statt.

Diese wird unter anderem begünstigt durch den Leistungsdruck, die vorgegebenen Strukturen und die Nähe zwischen Trainer*in und Sportler*innen. Wie auch gesamtgesellschaftlich sind die Opfer überwiegend weiblich und die Täter überwiegend männlich.
Laut den Studien „Sicher im Sport“ und „Safe Sport“ zu Gewalt im Leistungssport heißt das in Zahlen:

📸 Athelten D

Nahezu jede fünfte Athletin hat schwere Formen der sexualisierten Gewalt erfahren, jede vierte Athletin schwere Formen psychischer Gewalt erlitten. 84 % der Leistungssport*innen haben mindestens ein Mal Belästigungen oder Gewalt erlebt. Im Vergleich dazu sind es „nur“ 53 % im Freizeit- oder Breitensport.

Dies veranschaulicht, dass je höher das sportliche Leistungsniveau ist, desto größer ist das Risiko, von Belästigung oder Gewalt betroffen zu sein. Täter*innen schaffen gezielt Situationen, die sich in der Zusammenarbeit mit Athlet*innen ergeben, in denen sie leichter und unkompliziert körperlichen Kontakte eingehen und aufbauen können.

Zwar sind wir von FRF eine reine Frauengruppe. Dennoch ist auch für uns das Thema präsent, denn Gewalt an Frauen und deren Akzeptanz beginnen bei sexistischer Sprache, Herabwürdigungen und Stalking.

Gemeinsam als Frauengruppe fühlen wir uns nachts beim Laufen sicher. Alleine eher weniger.

Folge: Wir lassen unsere Läufe im Dunkeln ausfallen oder denken mindestens dreimal darüber nach, wo wir alleine entlang laufen.

📸 Nina Mertes

Wir tragen daher gemeinsam Lippenstift als Zeichen von Empowerment und fühlen uns damit selbstbestimmt und gut.

Warum? Weil viele Frauen es sich nicht trauen. Weil sie verunsichert sind. Weil es falsch gedeutet werden könnte.

Warum? Weil in unserer Gesellschaft rote Lippen symbolisch für Verführung und Klischees stehen, die Frauen auf ihr Äußeres herabwerten. Wir sagen ganz klar: Es ist keine Aufforderung!

Wir wollen ein Zeichen setzen gegen Gewalt an FLINTA*. Denn mit solch herabwürdigen Kommentaren beim Laufen fängt es an: Catcalling!

📸 UN Women

Wir haben es alle schon erlebt. Es gehört zu unserem Alltag als FLINTA*. DESHALB sagen wir STOP!

STOP!

Wir dürfen nicht schweigen und wegsehen. Wir müssen darüber aufklären und uns informieren, weil geschlechtsspezifische Gewalt sowohl eine Ursache als auch eine Folge der Ungleichheit zwischen Frauen und Männern ist. Eine Spirale der Gewalt, die unterbrochen werden muss. Hierauf macht die Kampagne „Orange the World“, die von UN Women seit 2008 durchgeführt wurde, aufmerksam und mahnt jeden Menschen als Individuum als auch die Gesellschaft und die Politik zum Ende der Gewalt an Frauen.

Die Kampagne "Orange the World" findet zwischen dem 25. November, dem „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ und dem 10. Dezember, dem „Internationalen Tag der Menschenrechte“, statt. Die Farbe Orange steht hierbei für die Beendigung der geschlechtsspezifischen Gewalt.

Gemeinsam haben wir nun bis zum 10. Dezember Zeit, um hinzuschauen. Wir müssen und wollen LAUT werden, einander sichere Räume schaffen und Hilfe leisten! Das sollte auch über diese 16 Tage hinausgehen.

📸 Athleten D

Hoffnung schafft hierbei der Verein Athleten Deutschland, Athleten D, die ein unabhängiges Zentrum für Safe Sport fordern. Durch Intervention, Prävention und Aufarbeitung wollen Athleten Deutschland dazu beitragen, Gewalt an Sportler*innen zu beenden. Das 19-seitige Impulsblatt steht - jetzt muss die Umsetzung durch die Verantwortlichen folgen.

Auch wir von FRF wollen zur Beendigung von Gewalt an FLINTA* beitragen, indem wir schädliche soziale Normen hinterfragen, einander einen sicheren Ort geben und uns als FLINTA* bestärken.

It’s not inevitable, unless we stay silent!

 

SVENDE

Autorin

Steffi

Autorin