AB INS GELÄNDE! - MOUNTAINWOMAN BEIM MOUNTAINMAN

 

Svendes Traildebüt in Nesselwang

Trailrunning ist im Aufwind und gerade in der Pandemie macht die Begeisterung für das abwechslungsreiche Laufen im Gelände besonders Freude.

Bereits Anfang des Jahres haben wir über den Sachsen Trail, unseren ersten gemeinsamen Trailrun berichtet. Ein Rennen, bei dem wir uns nicht nur der sportlichen Herausforderungen gesteht und das Starter*innen-Feld ordentlich aufgemischt haben. Wir wollten dem Punkt, dass im Trail Running noch zu wenig Frauen am Start sind, auf den Grund gehen.
Nun zieht Läuferin und FRF-Mitglied Svende und lässt uns an ihren Eindrücke von ihrem 1. Trail Race Teil haben.

Mit ihrer Teilnahme am Mountainman in Nesselwang beweist sie, dass Frauen auf jeden Fall beim Trailrunning mitmischen können und sollten!

📸 Svende

Der Mountainman in Nesselwang war mein erster offizieller Trailrun. In Fakten bedeutete dies: 22 km und rund 1.200 Höhenmeter. Der Rundkurs passierte auf der ersten Hälfte zwei Gipfel, die zweite Hälfte ging vorrangig bergab.

Ich laufe jeden Sonntag mindestens 21 km, aber knackige Höhenmeter und rutschige Wurzelwege gehören für mich nicht zum üblichen Training. Warum dann der Mountainman?

📸 Svende

Einerseits wollte ich mir beweisen, dass ich meinem Körper und besonders meinen Knöcheln vertrauen kann. Ich habe bezüglich Laufen viele Sätze verinnerlicht, die ich mir immer wieder sage, z.B.: Wenn ich auf unebenen Gelände laufe, knicke ich automatisch um. Und mit Umknicken und dadurch langwierigen Verletzungen habe ich ausgiebig Erfahrungen.

Andererseits wollte ich eine der Läuferinnen dort sein, um zu zeigen, dass beim MountainMAN sehr wohl auch Frauen am Start sind! Die Laufserie ist noch relativ jung, 2018 fand der erste Lauf statt. Da ist es schade, dass die Veranstaltung sich trotz der stärker werdenden Sensibilität für das Gendern keinen neutraleren Namen gegeben hat.

Insgesamt waren 2021 in Nesselwang 313 Frauen und 547 Männer am Start. Eine weitergehende Auswertung der Teilnehmendenliste zeigte: Je länger die angebotene Strecke, desto mehr Männer als Frauen liefen. Das ist interessant, da sich die Leistungen der Frauen stärker an die der Männer angleichen, je länger die Distanz ist.*

Also dürften längere Distanzen für Frauen doch besonders anspornend sein. Ihr Powerfrauen, traut euch! Hikend waren ähnlich viele Frauen wie Männer unterwegs. Wiederum sind mehr Frauen als Männer mit Hund gelaufen. Vielleicht laufen insgesamt mehr Frauen als Männer mit Hund, weil sie sich somit sicherer z.B. beim Laufen im Dunkeln oder im abgeschiedenen Gelände fühlen?

Die zwei Special Gästinnen des Laufevents waren auch Frauen - richtig taffe Frauen!
Anja Ippach, Profi-Triathletin und Ironman-Siegerin und Mareile Hertel, Triple-Ultra-Triathletin!

📸 Svende

Vor dem Start führten die Veranstalter des Laufs ein Interview mit Anja Ippach, bei dem sie zu ihren Ambitionen für den Lauf befragt wurde. Sie erklärte, dass sie seit etwa einem Jahr Mutter ist und seitdem sportlich keine großen Ziele mehr verfolge. Es gab für sie nur die Entscheidung zwischen (Profi-)Sport und Mutterschaft.

Für viele Profi-Athletinnen scheinen Familie und Sportkarriere nicht vereinbar zu sein, auch wenn sie sich das wünschen. Eine 2021 veröffentlichte SWR-Umfrage* unter mehr als 700 Spitzensportlerinnen zeigt unter anderem auf, dass nur jede zehnte Teilnehmerin sich von ihrem Verein oder Verband dabei unterstützt fühlt, ein Kind zu bekommen und weiter am sportlichen Wettbewerb teilzunehmen.

Die Studie stellt aber auch heraus, dass es "Physiologisch, biologisch (…) total möglich." ist, gleichzeitig Leistungssportlerin und Mutter zu sein. Wesentlich für ein erfolgreiches Nebeneinander von (Leistungs-)sport und Muttersein sei ein hilfsbereites privates und sportliches Umfeld. Noch vor einigen Jahren fielen Schwangere aus der Sportförderung des Deutschen Olympischen Sportbundes, bei einer Verletzung hingegen nicht.
Die Studie macht deutlich, dass Gleichberechtigung im Spitzensport bei weitem noch nicht besteht. Das jährliche Bruttoeinkommen von rund 40 % der Befragten liegt bei unter 10.000 Euro, inklusive Werbung, Sponsoring und Preisgeldern und damit unter dem der männlichen Spitzensportler. Männlicher Sport werde von den vorwiegend männlichen Funktionärspositionen höher wertgeschätzt und Frauen seien zudem in Medien weniger sichtbar, wodurch sie auch weniger Sponsoren bekämen. Der Wegfall von Sponsoren oder Fördergeldern bei der Entscheidung für ein Kind kann demnach für eine Sportlerin das Ende ihrer Karriere bedeuten.

Das Thema der Vereinbarkeit von Sport und Muttersein ist aber ganz sicher auch für viele Breitensportlerinnen relevant. Hier wünschen wir uns von FRF, dass das Thema mehr Präsenz in der öffentlichen Debatte bekommt.

📸@fiercerunforce

📸 Svende

Zurück zum Lauf selbst! Auch wenn ich bei diesem Lauf ohne weitere FRF-Frauen lief, haben sie mir ein Gefühl des Rückhalts und gemeinsamer Power gegeben, was ich mit an Start genommen habe.
Glücklicherweise war es zwar kalt, aber super sonnig, sodass die Wurzelwege, Schlammpfade und Schneefelder nicht weiter aufgeweicht wurden.
Die Stimmung auf dem Event war grandios! Die Veranstalter haben den Lauf sehr familiär gestaltet und großen Wert auf den Spaß am Laufen gelegt. Auf der Strecke gab es immer wieder Menschengruppen, die einen mit ehrlicher Begeisterung anfeuerten. Die Laufenden gingen umsichtig miteinander um, es herrschte zumindest in meinem Feld keine verbissene Wettkampfstimmung.

Dennoch habe ich es bereut, dass ich mich im Startfeld irgendwo in der Mitte der Masse an Lauffreudigen eingereiht habe. Die ersten 5 Kilometer gingen steil bergauf, teils über Treppen. Hier verbrachte ich viel Zeit mit Warten - meine Pace verlangsamte sich auf bis zu 19 min/km.

Vor dem Lauf habe ich mir noch gesagt: Hauptsache gesund ankommen. Aber nun wurde ich hippelig.

📸 Svende

Während ich anfangs bergauf gerne schneller gelaufen wäre und mich nur selten selbstbewusst an anderen vorbei manövrierte, holten mich die geübten Trailrunner*innen bergab locker wieder ein.

Irgendwann zog sich das Feld mehr auseinander und ich konnte meine eigene Pace laufen. Das war geil! Ich war einfach super glücklich!!!

Die 22 km waren extrem schnell vorbei, obwohl ich 3 Stunden und 13 Minuten gebraucht habe. Damit bin ich 20. von 110 Frauen geworden. Für den ersten Trailrun, bei dem ich ein Gefühl für diese Art von Lauf bekommen wollte, bin ich mit meiner Zeit zufrieden. Der Montainman wird nicht mein letzter Trailrun gewesen sein!

 

Der Nächste Trail Run kann kommen!

Sicher sind wir in mit voller FRF Kraft beim nächsten Mountainman dabei, um zu zeigen, dass wir die Berge genauso lieben und auf den Trails genauso abgehen wie sonst auch auf der Straße oder dem Track. 🚀

Quellen:

Studie: https://www.laufnews.at/studie-zu-ultralaeufen-frauen-laufen-schneller-wie-maenner/

Ergebnisse SWR Umfrage: https://www.swr.de/sport/frauen-im-sport/swr-umfrageergebnisse-spitzensportlerinnen-im-schatten-der-maenner-100.html

 

Svende

Autorin

Elisa

Editorin

Steffi

Publisherin