MENSTRUATION IST KEIN TABU: FRF e.V. für mehr Sichtbarkeit von FLINTA* im Laufsport
Gemeinsam trainieren, gemeinsam ENTTABUISIEREN – FRF e.v. stellt sich vor
Danke allen, die zum Tag der offenen Tür von FIERCE RUN FORCE e.V. gekommen sind und uns unterstützt haben. Bei uns steht nicht nur das Training, sondern auch die Community im Vordergrund. Wir tauschen uns aus, wir feuern uns gegenseitig an und wir sind füreinander da.
Für alle, die es nicht geschafft haben und für diejenigen, die sich noch mal an den schönen Abend erinnern wollen, haben wir unser Event zusammengefasst:
Mit dem Körper trainieren und nicht gegen ihn – Nele weiß, was Letzteres bedeuten kann. Die 21-jährige Leistungssportlerin hat ihre Periode lange nicht bekommen. Unsere Sportmedizinerin Dr. Claudia Römer stellt ihr die Diagnose Relatives Energiedefizit-Syndrom (Red-S). Eine Erkrankung, die sowohl Hobby- als auch Leistungssportlerinnen treffen kann und Symptome wie Ermüdungsbrüche und Zyklusstörungen auslöst. Wie es Dr. Claudia Römer und Steffi auch in folgendem Beitrag erläutern: Gendermedizin im Sport - Warum "zyklusorientiertes Training" Frauen stärker macht
Im Leistungssport sei es laut Nele weit verbreitet, keine Periode zu haben. „Man kennt eigentlich immer irgendwen, der mal einen Ermüdungsbruch hat. Natürlich freut man sich nicht darüber, aber es gibt auch keinen Aufschrei.“
Es gibt keinen Aufschrei.
Das möchte unser Verein FIERCE RUN FORCE e.V . (FRF) ändern, der erste Frauenlaufsportverein in Berlin für Frauen mit zyklusbasiertem Training. Steffi Platt als Gründerin und Vorstandsvorsitzende des Vereins, die 2019 selbst einen Ermüdungsbruch erlitten hat, stellt ihn an diesem Oktoberabend beim Tag der offenen Tür gemeinsam mit den ebenfalls ehrenamtlichen Vorstandsmitgliederinnen Kathrin Haberecht (stellvertretende Vorsitzende) und Ilka Voermann (Schriftführerin) im Periodenladen in Friedrichshain vor. Zwischen Periodenunterwäsche, Vulvaseifen, Mushicraft-Bier und einem Kissen mit der Beschreibung „Hi, ich bin Kerstin, die Kirschkernclit“ tauschen sich rund 20 Läuferinnen über ihre Erfahrungen aus und lernen die Community kennen. Gerade den Austausch schätzen viele der Mitglieder, die unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen. Sie laufen Halbmarathon, Marathon oder haben erst kürzlich mit dem Laufsport begonnen. Sie haben Verletzungen überwunden, Diabetes oder sind bereits Mütter. Was sie eint: offen über den Menstruationszyklus zu sprechen. Menstruation ist kein Tabu und wird im Training von FRF e.V. explizit berücksichtigt.
Das ist nicht selbstverständlich im Sport, weiß auch Anne, die den Verein kennenlernen möchte. Die 34-Jährige habe es überrascht, wie wenig das Thema Frauengesundheit im Sport in der Gesellschaft verankert ist und wie wenig physische Besonderheiten thematisiert würden. FRF e.V. schließe für sie eine Lücke: „Ich habe mich in den letzten Jahren auf unterschiedlichen Ebenen immer schon mit dem Thema Gender auseinandergesetzt und Sport ist bislang der einzige Bereich, den ich überhaupt nicht unter die Lupe genommen habe.“
Viel Luft nach oben bei dem Thema sieht auch Läuferin Nina. Sie interessiert sich für Sport und Frauengesundheit, beklagt aber das mangelnde Wissen vieler und die fehlende Berücksichtigung der Menstruation. Ein Aspekt, der auch unter den Teppich gekehrt werde, sei die Menopause. „Ältere Frauen sind einfach unterrepräsentiert in der Gesellschaft und im Sport sowieso“, sagt die 46-Jährige. „Menopause ist eigentlich kein Thema in der Gesellschaft, sollte sie aber sein.“
Nach der Vorstellungsrunde und einem ersten Austausch starten die Teilnehmerinnen einen 30-minütigen Lauf durch Friedrichshain. Schon nach wenigen Metern feuert ein Mann die Gruppe an: „schneller, Ladys“. Unangenehme Sprüche und Kommentare kennen viele Läuferinnen. FRF e.V. macht sich auch dafür stark, dass Frauen sicher laufen können, gerade wenn es dunkel ist. Nach dem Lauf schaltet Steffi die Sportlerin und Physiotherapeutin Judith Joosten dazu. Sie führt die Gruppe wie jeden Montagabend durch Beinachsentraining, Krafttraining für einen stabilen Rumpf oder klassisches Dehnen und hilft damit, Verletzungen vorzubeugen.
„Ich fand die Kombi total spannend aus Stabi-Übung, aber auch Koordination und Anspannung und habe schon gemerkt: Da habe ich ein paar Baustellen“, sagt Teilnehmerin Anna-Lena. Die 33-Jährige war bereits beim Lauftraining am Donnerstag dabei und hat ebenfalls Erfahrungen mit einer Stressfraktur und Problemen in der Leiste. „Ich möchte den Sport noch lange machen können, deswegen ist präventives Arbeiten und mit dem Körper arbeiten total wichtig für mich.“ Ein Verein, der Community und zyklusbasiertes Training vereint, sei essenziell. „Genau danach habe ich gesucht.“
Auch Nele unterstützt inzwischen den Verein. „Steffi hat mir super auf meinem Weg geholfen, mit meinem Körper zu arbeiten und nicht gegen meinen Körper und ich bin immer noch auf diesem Weg.“ Sie kann nicht mittrainieren, weil das nicht in ihren Trainingsplan als Leistungssportlerin passt. An diesem Abend ist sie trotzdem dabei und teilt ihre Geschichte. Die Diagnose Red-S sei für sie ein Warnschuss gewesen. Über die langfristigen gesundheitlichen Folgen ist sie sich heute bewusst. „Ich liebe meinen Sport und ich mache alles dafür. Aber ich möchte auch noch langfristig laufen, weil ich das Laufen liebe.“
Sprich mit deinen Freund*innen und Trainer*innen über das Thema, meldet euch bei Interesse unter steffi@fiercerunforce.de, wenn du einen Workshop zum Thema für deinen Verein oder Freund*innenkreis organisieren willst, dann steht dir Steffi, die Cheftrainerin des Vereins und Expertin auf dem Gebiet, gerne zur Verfügung.
Du hast Lust, die Rolle deines Menstruationszyklus im Sport besser zu verstehen, unseren Verein kennenzulernen und mit uns zu trainieren?
Dann komm' vorbei zum Probetraining des FIERCE RUN FORCE e.V. montags zum MOVEMENT MONDAY online via Zoom um 19.30 Uhr oder donnerstags zum TRACK THURSDAY im Mindful Life Berlin um 18.30 Uhr.